Herausforderung digitale Daten in der R|EX -Forschung
Die sozialen Medien haben sich zum bevorzugten Aktionsraum rassistischer und rechtsextremer Mobilisierung, Radikalisierung und Agitation entwickelt. Dort entfalten rassistische und rechtsextreme Inhalte ihre Wirkung mit dem Ziel, Minderheiten anzugreifen, politisch Andersdenkende zu diskreditieren und schließlich die freiheitlich-demokratische Grundordnung in Deutschland und anderen liberalen Demokratien zu zerstören.
Die Betreiber der großen Plattformen prüfen zwar Inhalte, um zu verhindern, dass Hassrede und Desinformation ungefiltert geteilt werden. Jedoch nutzen Akteur*innen verschiedene Ausweichstrategien im Netz, um dieser Regulierung zu entgehen: Einerseits wird Hassrede verklausuliert, um nicht offensichtlich als Hetze sanktioniert zu werden. Andererseits nutzen Akteur*innen ihre Reichweite auf den großen Plattformen, um Nutzende auf andere Plattformen zu lenken, auf denen rassistische und rechtsextreme Inhalte ohne das Risiko einer Sanktionierung oder gar strafrechtlichen Verfolgung geteilt werden können.
Diese enthemmte Online-Kommunikation über häufig unwidersprochene, hasserfüllte Inhalte kann extremistische und menschenfeindliche Denkweisen verstärken und zu Radikalisierungsprozessen beitragen, die sich nicht zuletzt durch konkrete Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt in der “Offline-Welt” fortsetzt. Deshalb sind die sozialen Medien ein Forschungsfeld von wachsender Bedeutung für die R|EX-Forschung. Ein großer Vorteil ist, dass sich Daten aus den sozialen Medien in großem Stil sammeln lassen. International hat sich ein interdisziplinäres Forschungsfeld etabliert, das durch die Erforschung extremistischer Aktivitäten im Netz zu deren Begrenzung beitragen möchte. Auffällig ist jedoch auch, dass für den deutschsprachigen Raum (im Vergleich zur angelsächsischen Forschung) wenige existierende Daten zur Nachnutzung angeboten werden und verhältnismäßig wenige Vorarbeiten existieren, die als best practices dienen können.
Angebote für die Forschung mit digitalen Daten
DP-R|EX möchte dieser Herausforderung fehlender Standards und damit eingeschränkter Teilung von digitalen Daten in der Forschung in zweifacher Weise begegnen:
Community-Datentreuhand AVERA
Zum einen wird mit AVERA eine Datentreuhandstelle für die gemeinsame Erstellung, Pflege und Nutzung von Online-Accountlisten für die Rassismus- und Rechtsextremismusforschung aufgebaut. Diese plattformübergreifenden Informationen über Akteur*innen und Netzwerke, die in die rechtsextreme Agitation, Mobilisierung und Radikalisierung involviert sind, können genutzt werden, um digitale Forschungsdaten zu erheben. Damit entfällt in den einzelnen Forschungsprojekten redundanter Aufwand bei der Erstellung von Listen und es wird rechtliche Sicherheit bei der Teilung von Daten hergestellt.
Forschungskorpus Hate Speech
Zum anderen wird ein deutsch-englischer Referenzkorpus für die Erforschung von Hassrede und -verbrechen im Netz erstellt und zur Nachnutzung zur Verfügung gestellt. Der Datensatz soll Forschenden Orientierung bieten, wie Daten aus den sozialen Medien erhoben, ausgewertet und geteilt werden können.